7 Tipps für den Jobwechsel

Good_bye

Die lange Zugehörigkeit zu einem Unternehmen prägt. Man fühlt sich vielen Menschen aufgrund der gemeinsam verbrachten Arbeits- und Lebenszeit teilweise tief verbunden. Die Prozesse und Abläufe in der Organisation hat man stark verinnerlicht.

Bei meinem Abschied aus der Raiffeisen Bank International bildete nicht nur die lange Zugehörigkeit eine Herausforderung, sondern ebenso der nicht alltägliche Umstand, dass ich in der Funktion eines Abteilungsleiters beschloss das Unternehmen zu verlassen, um mich selbstständig zu machen.

Durch die Führungsrolle hatte ich eine besondere Verantwortung meinem damaligen Team und der Organisation gegenüber. Es war mir daher – im Sinne des großen Ganzen – ein besonderes Anliegen mich gut zu verabschieden, um gut im Neuen anzukommen.

An dieser Stelle möchte ich 7 meiner ganz persönlichen Erfahrungen und Tipps teilen, wie das gelingen kann:

Wichtig war es die Übergabe bestmöglich mit meiner Führungskraft, den Management-Kollegen und der HR zu koordinieren. Dazu gehörte die Kommunikation so transparent wie möglich zu gestalten und die Übergabe von Aufgaben, Mitarbeiter:innen sowie Kund:innen sauber umzusetzen.

Die Prämisse dabei war es größtmögliche operative Kontinuität bei minimaler Verunsicherung unter der Belegschaft und den Stakeholdern sicherzustellen.

Ferner galt es Feedback-Gespräche mit dem Vorstand und Personalverantwortlichen durchzuführen, um wechselseitiges Lernen zu ermöglichen.

Um diese Lebensphase gut zu integrieren habe ich es als extrem hilfreich empfunden mich detailliert mit “Licht und Schatten” der langjährigen Arbeitsbeziehung auseinanderzusetzen.

Meiner persönlichen Erfahrung nach ist eine Würdigung all der Möglichkeiten und Entwicklungsschritte, die einem die Organisation und die Menschen darin geboten haben ein sehr wichtiger Baustein für die Verarbeitung.

Das erlebe ich immer wieder auch in meinen Coachings. Sobald die Würdigung ausgesprochen oder in einem kleinen Ritual nachgeholt wird, löst es sich viel leichter.

Im Rückblick ist es fantastisch, wieviel an Wachstum und Erfahrung ich in diesem Unternehmen machen konnte und wie wesentlich dabei die Förderung durch wichtige Bezugspersonen war. Ein ehrlich ausgesprochenes Dankeschön in diese Richtung ist eine gute Möglichkeit dies auszudrücken. Die Integration dieser Ressourcen und des Wachstums ließ mich das Unternehmen in einem Bewusstsein der Fülle und Dankbarkeit verlassen.

Im Hinblick auf die Auseindersetzung mit den “Schattenseiten” war für mich zentral mich final mit wesentlichen Herausforderungen dieser Zeit auseinanderzusetzen. Bei mir waren das die vielen Krisen, die ich in der Bankenbranche erlebte. So waren die Finanzmarktkrise, Euro-Staatssschuldenkrise, Corona- und Russland-Krise prägend und Zeiten ernormer Herausforderungen aber auch Belastungen. Hier noch einmal zu realisieren, dass ich als Individuum und wir als Organisation das in Summe gut gemeistert haben war eine befreiende Erkenntnis.

Ferner brachten mich diese Erfahrungen dazu, über das Wesen von Erschütterungen ganzer Organisationen (ich verwende dafür den Begriff Unternehmenstrauma) nachzudenken und Ansätze zu konzipieren, wie ich als Berater Unternehmen dabei begleiten kann diese zu verarbeiten, um nicht in negativen Feedback-Loops oder Erstarrung stecken zu bleiben. So haben diese Krisen für mich etwas sehr kostbares zu Tage gefördert!

Gleichsam war es für mich ebenfalls wichtig Klarheit darüber zu gewinnen, welche Abläufe, Tätigkeiten und Dynamiken ich in Zukunft nicht mehr in dieser Ausprägung in meinem Berufsleben haben will. In meinem Fall waren dies etwa die durch die starke Regulierung der Bankenbranche zahlreichen bürokratischen Tätigkeiten und die manchmal vorhandene Trägheit der Abläufe in einem Großkonzern.

Am Ende des Würdigungs- und Klärungsprozess war es mir gelungen gelöst, dankbar und frei in die neue Herausforderung zu gehen. Zusätzlich wurde mir viel klarer, was ich will und was nicht.

Als Führungskraft hatte ich auch eine harte Restrukturierung zu managen, die bei der einen oder anderen Person auch Wunden hinterlassen hat.

Deshalb war es mir wichtig mit jenen nochmals das Gespräch zu suchen, wo ich das Gefühl hatte, dass noch etwas auf der Beziehungsebene offen war und ausgesprochen gehört. Gerade ungeklärte Verstrickungen auf der Beziehungsebene bergen das Potenzial mit einer Organisation noch über lange Zeit im Groll verbunden zu sein. Der Mut sich diesen Themen zu stellen birgt den Lohn sich in Freiheit verbunden zu fühlen.

Aus systemischer Sicht war mir klar, dass ich mich aktiv aus den verschiedenen Gruppen und Gremien verabschieden will, damit deren Funktionsweise nicht dysfunktional wird. Das passiert nämlich in der Regel, wenn die Führung in oder der Zweck einer Gruppe unklar wird.

Ich habe mich daher einzeln und sehr bewusst aus den verschiedenen Jour Fixes und Managementmeetings verabschiedet, um mir selbst und der jeweiligen Gruppe klar zu machen, dass sich die innewohnende Struktur verändert hat.

Ganz wesentlich ist natürlich ebenso die Kommunikation nach außen. Die Übergabe der Kunden und Lieferanten an einen neuen Beziehungspunkt ist entscheidend, sodass die Verbindung stabil bleibt. Als Organisation beweist man dadurch operative Kontinuität.

Ein stark aus dem Unterbewussten wirkender Aspekte ist der Umstand, dass sich Mitarbeiter:innen, die Sie als Führungskraft direkt eingestellt haben Ihnen gegenüber sehr loyal und tief verbunden fühlen.

Wenn Sie nun als Führungskraft das Unternehmen verlassen oder sich innerbetrieblich verändern, dann ist es wichtig die Mitarbeiter:innen aus dieser Loyalität Ihnen gegenüber zu lösen. Dies kann in Einzelgesprächen oder im letzten Teammeeting bewusst vollzogen werden. Dadurch müssen diese sich nicht innerlich zwischen Ihnen und der neuen Führungskraft entscheiden, sondern können sich ganz aufs Neue ausrichten. Das bringt Klarheit im Team und ermöglicht es der Gruppe hochfunktional zu bleiben.

Der vorletzte Schritt zu einer guten Lösung, den ich beschreiben möchte, ist den Abschied gebührend zu feiern. Eine Abschiedsparty ist der perfekte Anlass, um mit vielen Menschen, mit denen man sehr viel Lebenszeit verbracht hat noch einmal verdichtet diese Lebensphase Revue passieren zu lassen. Es ermöglicht es zudem die oben erwähnten Aspekte der Würdigung und Danksagung in Form einer Abschiedsrede Gestalt zu verleihen. In meinem Fall fühlte sich die Abschiedsparty fast wie ein Klassentreffen an. Es wurde gelacht und getanzt. Und es wurde klar, dass etwas zu Ende geht.

Zu guter Letzt gilt es loszulassen und den Blick nach vorne zu richten. Dann kann das Erlernte und die Erfahrung wohlwollend aus der Vergangenheit wirken. Hilfreich ist auch eine Phase der Integration und Neuausrichtung einzuplanen, um neue Muster zu etablieren und voll motiviert ins Neue gehen zu können. Ich habe mir hier eine Auszeit in Asien gegönnt, deren Hintergründe ich in diesem Blogbeitrag detaillierter beschrieben habe.

Durch meinen Ablöseprozess ist es mir klar geworden, welche Bindungstiefe in Organisationen entsteht und wie wesentlich es ist sich bewusst zu lösen, damit man auf ganzer Ebene gut und frei im Neuen ankommt.

Diese Erfahrung ist ein wertvolles Asset für mich als Coach, weil ich dadurch genau weiß, worauf es in der Beratung bei diesem Thema ankommt. Folglich konnte ich zielgerichtete Interventionen und Methoden für die Begleitung entwickeln.

Ich freue mich, wenn der eine oder andere Tipp für Sie wertvoll war und Sie Ihn anwenden können. Falls Sie von meiner Erfahrung profitieren wollen und Unterstützung in Ihrem beruflichen Veränderungsprozess brauchen, dann freue ich mich, wenn Sie Kontakt mit mir aufnehmen.

Bei Interesse können Sie gleich hier einen Online-Kennenlerntermin buchen und mehr über mein Angebot erfahren.

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